Heritage Heads – Das Auge Hört Mit

Adoro Heritage im Test:


DAS AUGE HÖRT MIT

Ohren auf! Schlagzeug-Spezialist Adoro spendiert seinen Heritage-Fellen eine Neuauflage. Noch klangstärker, strapazierfähiger und stimmstabiler sollen die „2.0er“ sein – dem einzigartigen, patentierten Faserstoff sei Dank. Klingt das nach noch mehr musikalischer Magie made in Hamburg? Eine Frage, die nicht nur Profis unter den Nägeln brennt. Dieser Test gibt Antworten.

 

It’s All In The Heads
Adoro ist anders. Das zeigt schon der Blick auf die Werbematerialien, mit denen der Custom-Hersteller aus dem hohen Norden seine Produktpalette in Szene setzt. Sie reicht von flüsterleisen Sticks über handverlesene Shell-Sets bis hin zu Fellen, die kaum übersehen werden können. Allen voran: die Heritage-Serie. Mit ihrer Maserung und Farbgebung erinnern die Drumheads nicht nur optisch an Naturfelle aus Kalbshaut. Als Schlagzeugerin mit teils klassischer Ausbildung kann ich es bestätigen: Auch klanglich kommen die Heritages ihren tierischen Vorbildern erstaunlich nahe. Dafür sorgt der zum Patent angemeldete Faserstoff der Hamburger. Was genau darin verarbeitet ist, bleibt natürlich ein gut gehütetes Geheimnis. Fest steht aber: Die Neuauflage der „Erbstücke“ lässt sich weder übersehen noch überhören. „not usual“ als Statement ziert also nicht nur Adoros aktuellen Produktkatalog.


Warm, wärmer, Heritage
Was wäre ein Schlagzeugfell, wenn es nur einen Bruchteil an Performance aus der Zarge herausholen würde? Das dachte sich auch der Spezialist für die leisen Töne. Adoros Heritage-Heads trumpfen dabei gleich mit einem Blumenstrauß an vielversprechenden Eigenschaften auf. Ganz natürlich kommt zum Beispiel ihre Wärme daher: Kurzerhand zaubern sie auch in kleine Räume reichlich Volumen.  Wenig überraschend, denn Adoro selbst empfiehlt seine Erbstücke insbesondere für unverstärkte Gigs, Wohnzimmerkonzerte und Studioaufnahmen. Darüber hinaus sind die Produkte der Hamburger seit vielen Jahren in teils stark fordernden Umgebungen wie Kirchen oder Theaterhäusern etabliert.

Das lässt auch erahnen, an wen sich diese einlagigen Felle richten: Anspruchsvolle Fans eines wohlig-warmen Sounds kommen mit ihnen voll auf ihre Kosten. Wer eine sensible Ansprache und feine Nuancen von ppp bis ff schätzt, wird die Serie mit Ambassador-Stärke schnell ins Herz schließen. Außerdem sind die Heritages mit einer unbeschichteten, aufgerauten Oberfläche für das Besenspiel ausgestattet.

Dabei bestechen die Heritages durch ihre vielseitige Stimmbarkeit. Egal, ob hoch oder tief: Einmal gestimmt, bleibt der gewünschte Ton für einen verlässlich langen Zeitraum erhalten. Die Bedingungen einer Location sorgen so ebenfalls nicht mehr für Kopfzerbrechen. Standardmäßig liegt der Grundton der Heritages dabei fast eine Terz tiefer als bei anderen einlagigen Fellen. Das lässt sie zu einer exzellenten Wahl auch für Trommeln mit integriertem Stimm-System werden. Wer möchte, kann aufgrund der tonalen Fülle zudem auf eine Mikrofonierung verzichten.

Die Heritage sind trotz serieller Fertigung kein Modell von der Stange. Das zeigt ihre Optik, aber auch ihr Klangcharakter. Mein persönliches Highlight im Test war übrigens der Sound des 16“ Standtom-Heads. Dabei gefiel die Wärme ebenso wie die definierte Ansprache in sämtlichen Dynamiken. Diese Kombination konnte sich bei allen von mir getesteten Fellen durchsetzen. Ihr vollmundiger Charakter erinnert an den ersten Kaffee des Tages – optimale Stärke inklusive.

Was für viele außerdem interessant sein dürfte: Adoro bietet seine Schlagzeugfelle in Kalbsfell-Optik einerseits in allen gängigen Größen an. Andererseits fertigen die Hamburger gegen Aufpreis Sondermaße, etwa für die Dresdner-Trommel. Dieses dürfte nicht nur unter Vintage-Fans Anklang finden. Auch im klassischen Bereich ist das zu erwarten. Schließlich halten die Heritages das, was sie versprechen: weniger Attack bei einem Dampfkessel an Wärme.

Tierisch gute Schlagzeugfelle – für die leisen Töne
Gute Drumheads gibt es viele. Wer sich eine ausgefallene Optik wünscht, muss im Gegensatz dazu schon länger suchen. Mit Adoro lässt sich diese Suche erfreulich abkürzen. Die neu aufgelegten Heritages bleiben nämlich eine Schau: Mit ihrer feinen Oberflächenstruktur verströmen sie die Eleganz delikater Naturfelle. Gleichzeitig werden die einlagigen Felle dank ihr auch ein wenig lichtdurchlässig. Diese leichte Transparenz fällt sofort auf. Dabei sorgt die rückseitige, transparente Beschichtung für den warmen Grundcharakter der Felle. Die Obertöne sind aufgrund des Designs natürlich reduziert, während die Nachteile herkömmlicher Beschichtungen entfallen.

Zudem überzeugt, dass die Heritages einfach individualisiert werden können: Aufkleber und Aufdrucke lassen sich im Handumdrehen anbringen. Sollen sie im Laufe der Zeit ausgewechselt werden, ist das ebenfalls kein Problem. Eine rückstandslose Entfernung ist bei Bedarf in einem Rutsch möglich. Die Heritage-Felle sind folglich für den langfristigen Gebrauch ausgelegt. Das zeigt sich auch an ihrer Strapazierfähigkeit.

Fazit
Das Ziel der Neuauflage war, eine maximale Langlebigkeit bei optimaler Stimmbarkeit zu erreichen, ohne den warmen Klang zu opfern. Wer sich diese Eigenschaften wünscht, sollte die Adoro Heritage-Felle in jedem Fall selbst anspielen. Hier dürfen naturnahe Klangeigenschaften erwartet werden. Der Sound passt sich wie eine zweite Haut an die Umgebung an. Und natürlich: Auch das Auge hört mit, der einzigartigen Kalbsfell-Optik sei Dank.

› Manuela Holmer